Kreuzherrenkloster Wickrath

1491 stifteten der Ritter Heinrich von Hompesch und seine Frau Sophia von Bourscheid ein dem hl. Antonius Emerita geweihtes Kreuzherrenkloster (eyne nuwe stifftunge vur geistliche manspersoenen der orden des hilligen cruytz nae sint Augustinus regule), inkorporierten ihm die Pfarrkirche mit 5 Altären und allen Einkünften, ferner die Kapelle in Wetschewell (Odenkirchen, IV 4), befreiten es von allen Abgaben und gelobten, ein altes Haus dicht bei  der Pfarrkirche für die Stiftung zu erwerben (PfaW 17; Inventar Wickrath 51). 1492 wurde die Stiftung durch Papst Alexander VI. bestätigt (PfaW 18; Inventar Wickrath 55).
Die Vermögenslage des Klosters war durch die reichhaltige Ausstattung von Seiten des Stifterpaares E XV. Jahrhundert gut. Es besaß landwirtschaftliche Güter, die Inkorporation der Pfarre Wickrath (IV 3), den Zehnt (IV 3), Renten, die Befreiung von Steuern, Diensten und Abgaben und das Recht, Bier für den eigenen Bedarf zu brauen, Brot zu backen, Waren zu eigenem Nutzen frei von Akzise und Zoll einzuführen und zu kaufen, schließlich Anteil an der Nutzung der Gemeindeländereien (Haaß S. 203; Stadtgeschichte Mönchengladbach I, S. 445)

Foto: Sammlung Wilhelm Kuhlen 

1492 und 1502 kaufte das Kloster je eine Hälfte des Hofes Mortersmühlen, der den Prioren als Sommersitz diente und deshalb den Namen Priorshof erhielt (HSTA KlosterW 19a; Inventar Wickrath 65; vgl. Tafel 2).
Hohen intellektuellen Einfluss übten die Kreuzherren über ihre Schule aus (IV 11).
Von beachtlichem geistigen Anspruch zeugt die Bibliothek, von der sich 412 Bände erhalten haben (Handbuch der historischen Buchbestände IV: NRW, 1993, S. 183).
Auszug: Rheinischer Städteatlas IV Nr. 24, bearb. von Wolfgang Löhr, 2. Aufl., Köln/Bonn 1998.

Ein Wickrather Spätheimkehrer

Der Liber sextus decretalium wurde restauriert
Geschichte der „Heimkehr“. Ein Exemplar der 1500 in Basel gedruckten Gesetzessammlung Papst Bonifatius` VIII war Bestandteil der Kreuzherrenbibliothekin Wickrath und wurde wohl im Rahmen der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg entfremdet. Die Inkunabel (Buch aus der Frühzeit der Druckgeschichte vor 1501, auch Wiegendruck genannt) galt in der Nach-kriegszeit als verschollen.
Im Spätsommer 2007 erschien der Katalog der Auktion 102 eines Kölner Auktions- Hauses, der unter Nr. 581 diese Inkunabel mit Stempel der Pfarre St.Antonius in Wickrath aufführte. Auf Intervention der Pfarrei wurde sie aus der Auktion herausgenommen.
Das Auktionshaus vermittelte der Pfarrgemeinde den Ankauf des Buches aus Privatbesitz. 
Anfang 2008 wurde das Buch erworben und dem Stadtarchiv Mönchengladbach zur Verwahrung übergeben. So kehrte es nach über 60 Jahren in die Kreuzherrenbibliothek, die sich zusammen mit dem Pfarrarchiv Wickrath als Depositum im Stadtarchiv befindet, zurück. Bericht über die Inkunabel von Marion Engbarth
Liber sextus decretalium
Restaurierte Inkunabel, präsentiert in der Sparkasse Wickrath.
 
 
Foto Hans-Gerd Wöstemeyer

Sanierung des Kreuzherrenklosters

Es hat Jahre gedauert, bis man einen Investor fand, um das zwar von außen noch ansehnliche, aber im inneren maroden Wirtschaftstrakt des ehemaligen Kreuzherrenklosters zu renovieren.
Kloster vor Sanierung
Kloster nach Sanierung
Das Kreuzherrenkloster gestern und heute – dem flüchtigen Betrachter fällt die Veränderung nicht auf. Fotos: Werner Marx 
 
Der Umbau des Kreuzherrenklosters in Wickrath, in dessen Verlauf die Innenräume in moderne Büroräume umgewandelt wurden, waren im Oktober 2017 fertiggestellt.
Nach dem symbolischen Kauf für einen Euro führte die Firma Schleiff die Sanierung und Restaurierung des Gebäudetraktes durch.
Kloster heute
Man hat heute keine Vorstellung mehr, welche Ausmaße die Klosteranlage in ihrer Blütezeit hatte. Der heute noch erhaltene Gebäudekomplex war wahrscheinlich ein Lager- und Vorratsgebäude. Das Kloster Hohenbusch in Erkelenz, ebenfalls von Kreuzrittern gegründet, gibt vielleichtt ein besseres Bild der Gestaltung des gesamten Anwesens. Ursprünglich war das Wickrather Kloster von einem Bettelorden bewohnt, sie nannten sich Kreuzbrüder. Erst später wandten sie sich dem Augustinerorden zu und nannten sich fortan Kreuzherren.
 
Anekdote: Auch heute noch berichtet man davon, dass es einen Fluchttunnel vom Kreuzherrenkloster zum Priorshof gegeben hat. Gerücht oder Wahrheit? Keiner ist bisher der Sache auf den Grund gegangen!