Gastronomie in Wickrath ...


... Tradition und Wirklichkeit

Aus der Geschichte

Schon früh gab es Brauereien in Wickrath. Das Bier, das in den Hausbrauereien gebraut wurde, war obergäriges Bier. Gezapft wurde direkt im Keller aus den Holzlagerfässern in Kupfer- oder Holzkannen. Man trank aus Holz- Zinn- oder Steinkrügen.

Als im Jahre 1491 Heinrich von Hompesch und seine Frau das Kreuzherrenkloster stiftete, wurde auch eine Klosterbrauerei eingerichtet. Erst nach Auflösung des Klosters durch die Franzosen 1803 erfahren wir von einem A. Faßbender, der in den geeigneten Gebäuden und Kellern des Klosters wieder eine Hausbrauerei und Gaststätte führte. 

Die Herren und Grafen von Quadt-Wickrath unterhielten eine eigene Hausbrauerei. Aus einem Bericht des Bürgermeisters Denhard [Wilhelm Valentin Denhard 1816 bis1856] wissen wir, dass in der westlichen Vorburg ein Brauhaus von 15 Fuß Höhe, 30 Fuß Länge und 30 Fuß Breite existierte. Fast jeder Wirt in der Herrschaft Wickrath braute seinen Bedarf an Bier selber und musste davon eine Steuer, die „Accise“ entrichten.

Im 16. Jahrhundert ist auch von einem Weinhaus am Markt berichtet, welches in Pacht von Angehörigen der Familie Quadt von Kinkelbach unterhalten wurde. Ob Gasthaus oder Kneipe, jede in Wickrath hatte ihre eigene Geschichte und Eigenart.

Bahnhofsgaststätte

Im Jahre 1852 wurde die Eisenbahnstrecke Wickrath – Herzogenrath eröffnet und es entstand der Bahnhof Wickrath. Eine Gaststätte im Bahnhof gab es erst seit etwa 1880.

Wie man in einem Zeitungsbericht des "Gladbacher Kreisblattes" vom 01.01.1853 aus dem Stadtarchiv Mönchengladbach entnehmen kann, wurde bereits zum 01.01.1853 die Restauration auf dem provisorischen Bahnhof Wickrath zur Verpachtung angeboten.

Heute ist das Bahnhofsgebäude in privater Hand und in einem herunter gekommenen Zustand. Eine Gastronomie gibt es schon lange nicht mehr.

Restaurant Erholung

Peter Niepmann war Gastwirt in der gut gehenden Gastwirtschaft auf der Rheindahlener Straße. Es war ein Lokal mit fester Kundschaft, beliebt auch bei den Arbeitern der Spinnerei und Weberei Friedrich Lühl.

Heute beherbergt das Haus das griechische Restaurant IRODION mit einem Biergarten.

Der Lindenhof -

am Lindenplatz, früher „op de Dränk“ wurde schon um 1880 von dem Wirt und Bierhändler Josef Frohn betrieben. Nach dem ersten Weltkrieg war Heinrich Severins und später sein Sohn Eigentümer und Gastwirt. Wie fast alle bürgerlichen Gasthöfe war auch der Lindenhof mit einer Kegelbahn ausgestattet. Durch die Lage in der Ortsmitte war das Gasthaus ein Bürgertreff und immer gut besucht. Heute ist das Gebäude umgebaut und schon länger keine Gaststätte mehr.

Niederrheinischer Hof

Die Familie Franzmann unterhielt auf der Beckrather Straße eine Hausbrauerei und Gastwirtschaft. Das Wasser zum Brauen wurde dem Mortersmühlenbach entnommen. Später wurde die Gaststätte von der Familie Sax geführt. Am 26. Februar 1945 wurde das Anwesen durch einen Fliegerangriff zerstört. Heute gibt es an dieser Stelle die Gaststätte Markt 18 und Pizzeria Il Ficodindio

Hotel Frambach

Beckrather Strasse 24 - ebenfalls nach dem Krieg erbaut, hatte seine Zeit bis September 2019. Dieses Restaurant mit guter Küche und großen Gesellschaftsräumen wird heute sehr vermisst. Hier hatten viele Vereine eine Heimat. Große Veranstaltungen konnten hier stattfinden, Karneval, Schützenfeste und Jubiläen. Auch für  Trauerfeierlichkeiten wurde das Hotel gerne genutzt. Der neue Eigentümer hatte nur eine kurze Zeit. Heute steht der gesamte Komplex zum Verkauf.

Ausflugslokal Halbinsel

Um 1900 durfte Wickrath als Luftkurort bezeichnet werden. Wohl nach dem Vorbild des „Badhotel“ in Odenkirchen baute die Familie Esser auf der Halbinsel ein Ausflugslokal. Zur Attraktion gehörte Kahn fahren, und es gab im Flutgraben die erste Badeanstalt in Wickrath. Sie war durch Bretterbohlen gegen Einsicht von außen eingezäunt. [Auskunft von Hubert Broicher: auch der Boden war aus Holzbohlen, damit man nicht im Boden versank und auch zur Sicherheit der Nichtschwimmer. Dieses „Freibad“ wurde nach dem 1. Weltkrieg von den Belgiern mit Handgranaten aus Spaß zerstört.] Mit großem Aufwand wurde auf der Halbinsel ein neues Gebäude mit anschließendem Gartenrestaurant erstellt. Laut einer Anzeige in der Westdeutschen Landeszeitung vom 30.06 1930, nannte sich das Restaurant auf der Halbinsel „Schlossruhe Wickrath“. Man bot damals täglich musikalische Unterhaltung und jeden Sonntag ein großes Gartenkonzert. (Im Stadtarchiv Mönchengladbach liegt eine Konzessionsakte von Albert Esser aus dem Jahre 1905).

Hotel und Gaststätte Abels

Seit 1865 war das Haus von Conrad Abels bewirtschaftet, nachdem vorher die Familie Brosch Eigentümer war, die die Gaststätte vorher von der Familie Hansen gekauft hatte. Das Haus ist um 1830 gebaut. Bekannt war Abels durch den großen Saal, die Vereinsfeste und den Biergarten mit den sonntäglichen Militärkonzerten. Der Gebäudekomplex wurde vor Jahren abgerissen. An diese Stelle wurden Wohnhäuser gebaut und an der Ecke Trompeteralle/Hochstadenssrasse gibt es heute das China Restaurant Hong Kong Garten.

Hotel und Stammtisch bei Theo Abels. Zweiter von rechts Theodor Abels (genannt Fottes - er hatte bei einer Treibjagd eine Schrotladung in den Allerwertesten bekommen), daneben Paula Abels, eine gutherzige Frau, die aber trotzdem ein strenges Reglement führte.

Schlossrestaurant

Es ist nicht wirklich das Schloss Wickrath, aber im Volksmund heißt das Gebäudeensemble in der barocken Parkanlage kurz: Das Schloss.

Hans Deussen übernahm 1973 das Landstallmeisterhaus per Erbpachtvertrag von der Gemeinde Wickrath. Er beschäftigte sich anfangs mit archäologischen Ausgrabungen auf der Schlosswiese. Erst später gestaltete er das Landstallmeisterhaus zu einem Restaurant. Sogar das Mobiliar entwarf und baute er mit eigener Hand.

1992 übernahmen Jürgen und Claudia Hambloch das Gebäude – und damit die Verpflichtung, die Restauration zu erhalten und bei eventuellen Umbauten den Richtlinien des Denkmalschutzes zu folgen. 2002 ließen die Hamblochs das Haus aufwendig sanieren.

Schlossrestaurant Wickrath
Schlossrestaurant Wickrath

Textquelle: Kurt Jacobi, aus der Broschüre der Ausstellung im HuVV-Pavillon vom 29.4. bis 15.5.1989 
Werner Marx