Wandel der Niers

Die erste schriftliche Erwähnung der Niers findet sich auf einem Votivstein aus dem 1. - 4. Jahrhundert, der den Matronen gewidmet ist, einer vor allem im Rheinland verehrten weiblichen göttlichen Dreiheit.
Der schlichte aus hellen Liedberger Sandstein gefertigte Votivstein ist relativ gut erhalten. Die in sieben Zeilen ausgelegte Inschrift ist in üblicher Capitalis geschlagen und klar lesbar.
Die Übersetzung: Den Nersihener Vatuvischen Matronen hat auf deren Geheiß Priminia Justina dies Denkmal für sich und die Ihren hinterlassen
Der Stein gehört zum Fundus des Rheinischen Landesmuseums Bonn. Abb.Wikipedia

Die Bezeichnung Nersihener wird von der Niers abgeleitet. Aus dieser ersten urkundlichen Erwähnung der Niers wird 855 n. Chr. zunächst NERSE, später NIERS.

Die Niers - vom Abwasserkanal

... zur ökologischen Entwicklung durch das Niersauenkonzept.

Erst in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts begann ein Umdenken.

Man erkannte die ökologischen Zusammenhänge, die mit einem Fließgewässer einhergehen. Mit dem Niersauenkonzept zu Beginn der 90er Jahren wurde auf geeigneten Flächen strecken weise ein naturnaher Rückbau der Niers begonnen.

Seit dem 13. Jahrhundert wurde die bis dahin im Taltiefsten mäandrierende Niers an den Talrand verlegt und begradigt, um dadurch Fallhöhen für die Mühlen zu gewinnen. Heute kann man sich nicht vorstellen, wie es möglich war, dutzende von Mühlen, mit zum Teil geringem Abstand zueinander, zu betreiben.

Die Niers vor etwa 100 Jahren unterhalb von Wetschewell zwischen Odenkirchen und Wickrath.

Die Niers vor etwa 100 Jahren unterhalb von Wetschewell zwischen Odenkirchen und Wickrath. Der auf der linken Seite zu sehende Wanderweg wurde inzwischen ausgebaut und wird auch von Fahrradfahrern genutzt. Es wurden auch hier Renaturierungsmaßnahmen getroffen. Das Bruch ist weiterhin Natur belassen und führt der Niers Wasser zu. Foto Wilhelm Kuhlen

Von den vielen Mühlen im Gebiet von Odenkirchen und Rheydt, war lange Zeit noch die Ruine der Güdderather, auch Rosenmühle genannt, am Niersufer zu sehen. Den Gedanken, die Mühle als Denkmal wiederaufzubauen, wurde schnell fallen gelassen. Heute steht eine Gedenktafel am Standort der Mühle. Fotos: Werner Marx

Güdderather Mühle, Stillegung 1930, Foto unbenannt Gedenkstein am Mühlenstandort

Die Niers konnte Hochwasser nicht mehr aufnehmen

Durch die voranschreitende Industrialisierung entstanden hierdurch starke Überflutungen, weil das Hochwasser in die Taltiefe strömte, sich dort sammelte und nicht in die Niers zurück fließen konnte. Die Textilbranche und die schnell wachsenden Bevölkerung vervielfachten die Abwasser, die ungefiltert in die Niers flossen und sie zum Abwasserkanal machten.

Die Burg Odenkirchen (links):
der Burgturm aus dem Jahre 1734, Rest einer ehemals vierflügeligen Burganlage

Der Westflügel entlang der Hoemenstraße wurde Ende des 19 Jahrhunderts abgebrochen, der Restbau 1943 durch Bomben zerstört. Der ausgebrannte Burgturm wurde 1950/51 wiederhergestellt.
Foto: Werner Marx / Zeichnung rechts aus dem Buch „Unsere Heimat“

Nutzung

Die Niers ist im Verlauf der letzten Jahrhunderte begradigt und mit einigen Wehren versehen worden. Zum Betrieb der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entstehenden Wassermühlen wurde der Flusslauf teilweise verlegt, um Fallhöhe für die Mühlräder zu gewinnen.

Gefälle

Das Flussgefälle beträgt im Oberlauf etwa 60 Zentimeter pro Kilometer, im Mittel- und Unterlauf 25 bis 30 Zentimeter pro Kilometer, womit die Niers ein typischer Flachlandfluss ist. Insgesamt liegen zwischen Quelle und Mündung nur 70 Meter Höhenunterschied Die Fließgeschwindigkeit liegt im Normalfall bei etwa zwei Kilometern pro Stunde.

Niers als kanalartiger Fluss, wie er auch heute noch auf weiten Strecken zu sehen ist. Rechts Wickrath vor der Kriegszerstörung mit Weideflächen und Pappelbäumen, die die Nierslandschaft prägen. Feld- und Wanderwege waren noch nicht asphaltiert. Fotos unbenannt – Bilder: Fund Uli Schröders

Durch die gemeinsamen Anstrengungen der Gemeinden und Städte, aber besonders durch die Gründung des Niersverbandes im Jahre 1927 besserte sich die Situation. Es wurden zahlreiche Kläranlagen gebaut, und die Niers wo möglich, ins alte Talbett zurück verlegt.

Ein großer Schritt in Richtung einer ökologischen Entwicklung der Niers

Mit dem Projekt Bresgespark renaturierte der Niersverband die Niers zwischen Römerstraße/Am Torfbend und Zoppenbroich im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt.

Die Standortsuche gestaltete sich als äußerst schwierig. Zuerst mussten geeignete Flächen geprüft werden, bevor man sich für den Standort in Geneicken zwischen Bresgespark und Schloss Rheydt entschied. Der Erwerb der nötigen Grundstücke war die essenzielle Voraussetzung für das Vorhaben. Es vergingen einige Jahre, bevor das Vorhaben in die Tat umgesetzt werden konnte.

Die Bauarbeiten ersetzten den ehemals begradigten und durch zwei Wehre angestauten Flussabschnitt durch einen nun vielfach geschwungenen Gewässerverlauf. Dabei wurde die Niers um 2,7 Kilometer verlängert, was die gesamte Ökologie des Flusses verbessert. Durch Bodenabtragung entstanden tiefer gelegene Überflutungsflächen zum Rückhalt von Hochwassern mit einem natürlichen Rückhaltevolumen von insgesamt rund 76.000 Kubikmeter.

Mit der Verlängerung des Flussabschnitts und dem Rückbau der Wehranlagen wird die Niers für Gewässerorganismen wieder durchgängig. Die Durchgängigkeit von Fließgewässern ist eine der Anforderungen der EG-Wasserrahmenrichtlinie. www.niersverband.de

Die Niers schlängelt sich buchstäblich durch das neu geschaffene Auengelände. Foto Niersverband
Im Frühjahr 2024 wurde die Gewässer-Neugestaltung der Niers im Bresgespark abgeschlossen. 3,7 km Gewässer wurden naturnah gestaltet. Es wurde ein Auenbereich in der Größe von rund 13 Fußballfeldern geschaffen und neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere sowie Überflutungsflächen geschaffen.
Die Libelle über dem klaren Wasser der Niers

Durch ihr neues naturnahes Bett wird der Niers mehr Platz für Niedrigwasser-Einleitungen gegeben und so Rückhalteraum von Starkregen und Hochwasser geschaffen. Das Wasser kann sich in dem neu gestalteten, natürlichen Überschwemmungsgelände ausdehnen und somit zwischengespeichert werden. Hierdurch werden auch die Rheydter Regenwasserkanäle entlastet.

Durch die Beseitigung von zwei Wehranlagen wird die ökologische Durchgängigkeit der Niers erreicht und ein ungestörter Fischaufstieg- / -abstieg gewährleistet.

Mit dieser Umgestaltung mitten im städtischen Raum wird die Biodiversität und der Artenschutz gestärkt, der natürliche Wasserkreislauf unterstützt und dadurch auf die Folgen des Klimawandels reagiert.

Die neue Niersaue bildet einen natürlichen Rückhalteraum. Diese Bereiche tragen zu einem geringeren Wasserabfluss im weiteren Niersverlauf (z.B. bei Starkregen) bei. Sie unterstützen den natürlichen Wasserkreislauf der Niers. Die Umgestaltung ermöglicht dazu einen verbesserten Abfluss des Rheydter Bachs, der viel Regenwasser aus dem Stadtgebiet zur Niers transportiert.

Mit einem Spaziergang durch den Bresgespark kann der Besucher ermessen, welch hervorragende Arbeit der Niersverband in Jahre langer Arbeit geschaffen hat. Die nachwachsende Natur wird im Laufe der Zeit das ihre tun, das Auenprojekt zu vollenden.

Fotos: Werner Marx

Jährliche Wartung der Wehranlagen an der Niers

Die Wasserstände der Niers werden im Bereich Mönchengladbach-Odenkirchen vom Niersverband durch Klappenwehre reguliert. Diese beweglichen Wehranlagen befinden sich an den ehemaligen Mühlenstandorten Zoppenbroich, Steinsmühle, Bellermühle, Pixmühle und Henkenmühle. Regelmäßige Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten sind für einen sicheren Betrieb der Anlagen erforderlich.

Wehranlage an der Bellermühle in MG-Odenkirchen Foto W. Marx
Wehranlage an der Bellermühle in MG-Odenkirchen Foto W. Marx
Die Bellermühle
Bellermühle
Geschichte: Die Bellermühle hatte ihren Standort in der Odenkirchener Honschaft Bell. Sie wurde 1484 erstmals urkundlich erwähnt. Die unterschlächtig betriebene Mühle war ursprünglich eine Ölmühle und wurde später zur Getreidemühle erweitert. Im Jahre 1927 erwarb die damalige Stadt Odenkirchen die Mühle und legte im Mühlenweiher ein Schwimmbad und ringsum den Beller Park an.
Bei einem Luftangriff im Jahre 1943 wurde die Bellermühle völlig zerstört. Die Mühle wurde nicht mehr aufgebaut.

Gemälde von Wilhelm Bohnen aus Günhoven.

Das Hochwasser-Rückhaltebecken Geneicken

Zur Verbesserung und zum Schutz der Bevölkerung hat der Niersverband das Hochwasser-Rückhaltebecken zwischen dem Mönchengladbacher Stadtteil Geneicken, zwischen Bresgespark und Schloss Rheydt entwickelt und inzwischen vollendet. Das Rückhaltebecken gliedert sich in zwei Beckenteile. Sie sind durch eine Verwallung mit innen liegender Spundwand begrenzt. Die beiden Becken sind durch Durchlässe miteinander verbunden. Die Einström- und Entleerungs-Vorgänge werden durch ein neues Wehr an der Niers gesteuert. Meist wird das riesige Areal als Grünfläche zu sehen sein. Foto Niersverband

Hochwasser-Rückhaltebecken Geneicken
Angeln
ist an vielen Plätzen der Genossenschaftsgewässer mit gültigem Bundesfischereischein und Fischereierlaubnisschein erlaubt.

Die Niers von Mönchengladbach bis zur Landesgrenze ist das Hauptgewässer der Fischereigenossenschaft Niers.

Die Wasserqualität der Niers hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere.

https://www.fgniers.de/