Flachsanbau in unserer Heimat

Spinnen, Weben, Nähen als Heimarbeit war einerseits aufgrund des teilweise geltenden Arbeitsverbots für Frauen, sowie der ihnen auferlegten häuslichen Rolle lange eine weibliche Angelegenheit.

In unserer Region war das Spinnen von Flachs bedeutend. Spinnradmädchen wurden Mädchen und Frauen genannt, die aus Flachsfasern Garn sponnen. 

Das war zudem die Basis für die Leinen-Weberei, eine mühsame zu Hause geleistete Arbeit. Diese wurde bis in die 80ziger Jahre des 19. Jahrhunderts fortgeführt.
Die darauf folgende Industrialisierung veränderte alles. In Fabrikhallen wurden dampfbetriebene Webstühle errichtet, an denen Jungen und Männer arbeiteten.
Weben war eine schlecht bezahlte, schwere Arbeit. 

Im zweiten Weltkrieg wurden ganze Schulklassen auf die Felder geschickt, hier bei der Flachsernte, Im Kriegsjahr 1942.
Rechts im Bild wird ein Flachsbund präsentiert, der wegen seiner Wuchshöhe prämiert wurde.

Flachs und Leinsamen aus Beeck

Nach altem Brauch soll die Saat am hundertsten Tag ausgebracht werden. Dazu gibt es den nachfolgenden Spruch, der auch gesungen werden kann. 

Et es so wiet, werr stond parat, 
noh honget Daach es Flachsaussaat.
Bruet möt Speck, em Monk ne Teck, sonst hätt et keene Zweck.
De Bäurin sprönk noch von dr Döösch, ne Steäk noch en et Feld renköösch.
Klompe aan, jetz jeht et ran, 
domöt et waaße kann!
Es ist soweit, wir stehen parat,
Brot mit Speck, im Mund einen Steck,
sonst hat es keinen Zweck.
Die Bäuerin springt noch vom Tisch, einen Steck noch in dem Feld rein könnt.
Holzschuhe an, jetzt geht es ran, damit es wachsen kann!

Im August 2018 zeigte der Heimatverein Wegberg-Beeck e.V. bei seinen externen Vorführungen die Flachsverarbeitung vom Leinsamen bis hin zum gewebten Tuch auf historischen Geräten wie Riffelbalken, Breche, Schwinge, Hechel, Haspel, über Spindel bis hin zum großen Handwebstuhl. 

Text und Fotos: Werner Marx