Die Wickrathberger Kirche

... und der Grafenstuhl

Sowohl die Wickrather-, als auch die Wickrathberger Kirche wurden im gleichen Zeitraum gebaut.
Beide als katholische Kirchen! 
Im südlichen Mönchengladbacher Stadtbezirk Wickrath entstanden im heutigen Ort Wickrath und in Wickrathberg je eine Kirche. 
Im Wickrather Raum bildete die Niers die Grenze zwischen dem Bistum Lüttich und dem Erzbistum Köln. Zwischen 1200 und 1205 ließ der Bischof von Lüttich auf seinem links der Niers liegenden Diözesangebiet Salvator eine Kirche weihen.
Diese wunderschöne, im Barockstiel gehaltene Basilika, dem Hl. Antonius gewidmet, fiel 1945 einem verheerenden Bombenangriff zum Opfer. 
Die Wickrathberger Kirche wurde vom Krieg verschont. Der goldene Hahn auf dem Kirchendach weist auf die katholische Zeit der Wickrathberger Gemeinde hin. 
Kirche Wickrathberg

 

Ansichten aus dem Nierstal unterhalb von Wickrathberg. Hier ist die Landschaft noch Natur belassen und die Gärten bis hinunter zur Niers bilden einen Grünzug. In Richtung Wanlo ist noch Platz für das Weidevieh und die Niers mäandert durch den Weidegrund. Ursprünglich war angedacht aus diesem Gelände ein Regenrückhaltebecken zu bauen, das wurde aber später wieder verworfen.
 

Grafenstuhl

Aus der etwa 500jährigen Geschichte als katholische Gemeinde ist nur wenig bekannt und den meisten Bürgern heute nicht mehr im Bewusstsein.
Der romanische Bau der Wickrathberger Kirche war als dreischiffige Basilika angelegt. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche vollständig umgebaut. Von der Rokoko-Ausstattung aus den 70er Jahren des 18. Jh. sind Orgel, Kanzel, Gestühl und besonders die Grafenloge, mit dem von zwei Bären flankierten Wappen der Herren Quadt-Wickrath sehenswert, die seit 1752 Reichsgrafen waren. 
Die Wickrathberger Kirche, zieht vor allem wegen des Grafenstuhls, jedes Jahr viele Besucher an.
Der Innenraum der Kirche bildet eine geschlossene Einheit, die man am Niederrhein nicht noch einmal findet. 

Textauszug: Mönchengladbach-Wickrath, Wolfgang Löhr 

 

Einführung der Reformation 
(1540) reformierte Gemeinde in Wickrathberg (Rheinen, S. 14-17), fraglich, ob der damalige Herr zu Wickrath, Johann von Quadt (1517-66), schon eindeutig Calvinist war. Unter seinem Sohn Dietrich (gest. 1589) und seinen Enkeln Johann (gest. 1645) und Friedrich (gest.1653) freies öffentliches Gemeindeleben in Wickrathberg. 
Bis 1569 evangelischer Gottesdienst Augsburger Konfession in der Kirche zu Wickrath, danach Rückgabe der Kirche an die katholische Gemeinde (Hermans III, S. 99; Arch W Isny 11, 1560) 
(1600) heimliche Gemeinde in Wickrath, danach zur reformierten Gemeinde Wickrathberg, heute im Kirchenkreis Gladbach (Rosenkranz I, S. 284 f) 
aus: Rheinischer Städteatlas IV Nr. 24, bearb. Von Wolfgang Löhr, 2. Aufl. Köln/Bonn 1998 
  
Der vorletzte Reichsgraf Wilhelm Otto Friedrich (1717- 1785) hat als erster den spätbarocken Grafenstuhl genutzt. Ebenso sein Sohn Otto Wilhelm (1758-1829), bis er 1794 über den Rhein vertrieben wurde.  
Beide, Vater und Sohn, sind auf den beiden Bildern in Schloß Rheydt zu sehen. 
Seit Ende 2013 sind farbige Nachdrucke der beiden Grafen im Großformat im Nassauer Stall in Wickrath ausgestellt 

 
Bilder des Innenraums der Kirche mit freundlicher Genehmigung der Ev. Kirchengemeinde Wickrathberg
Textzusammenstellung und Fotos. Werner Marx