Runkel- oder Futterrübe

Bis in die 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts kamen in der Landwirtschaft Ochsen, und nach dem Krieg allmählich wieder Pferde zum Einsatz.

3 Pferde als Gespann, das hatten die wenigsten Bauern  (Foto: Archiv Eduard Allwicher)
3 Pferde als Gespann, das hatten die wenigsten Bauern  (Foto: Archiv Eduard Allwicher)

Als Vorbereitung für die Aussaat wurde der Acker gepflügt und geeggt. Die Saat war aus heutiger Sicht eine wahre Verschwendung.

Mit der Sämaschine bzw. Drillmaschine wurde der Samen in den Acker gebracht. Kleine Säschare zogen eine mehrere Zentimeter tiefe Rinne in das Saatbett.. Über Rohre lief mittels einer sich drehenden Nockenwalze der Samen aus dem Säkasten in die vorgezogene Rinne.

Foto W. Marx, zu sehen Golfplatz Wanlo

Wenn die jungen Rüben-Pflanzen eine bestimmte Wuchshöhe hatten, wurden die Pflanzen geeinzelt, eine aufwendige und schwere Arbeit.

Hierzu waren zwei Arbeitsgänge erforderlich.

Zuerst wurden die in einer Reihe stehenden Rüben durchstochen, so dass jeweils ein kleiner Büschel von Pflanzen stehen blieb.

Jetzt erfolgte die weit aufwendigere und schwere Arbeit.

Die Pflanzen mussten geeinzelt werden, das bedeutete, nur die am besten stehende Pflanze blieb stehen, eine reine Handarbeit, die zumeist von Frauen auf den Knien rutschend, erledigt wurde. 

Zum Schutz vor wund scheuern banden sich die Frauen Lumpen um die Knie, trotzdem sahen die Knie am Feierabend schlimm aus. 

Frauen beim Rüben einzeln
Frauen beim Rüben einzeln. Foto: Archiv Eduard Allwicher
Frauen beim Rüben einzeln. Eine eigenartige Szene, die man aus heutiger Sicht kaum deuten kann. Es sieht aus wie ein sportlicher Wettkampf mit jeweils einem Starter. 

Da es zu dieser Zeit kein Unkrautvernichtungsmittel gab, musste das zwischen den Rüben wachsende Unkraut mit einer „Schuffel“ (Längseisen mit einem langen Stiel), weg gestochen werden. Das Unkraut blieb liegen und vertrocknete. In den heißen Sommern der damaligen Zeit war das eine schweißtreibende Arbeit.

Die Rübe als Hackfrucht wächst überirdisch. Bei der Ernte wurden sie einzeln mit der Hand gezogen und in einer langen Kette aufgereiht. Jetzt wurden die Blätter mit einem speziellen Spaten von der Rübe getrennt (geköpft). Als nächstes wurden die Blätter auf eine Kippkarre geladen und in eine aufgeworfene Erdgrube geschüttet und zu einem Wall aufgeschichtet.

Das Ganze wurde mit Erde bedeckt und war einem Gärungsprozess unterworfen. Es war als Winterfutter für die Rinder angelegt und nannte sich im Volksmund die „Patschkull“.

Jetzt fuhr man wieder aufs Feld und warf mit einer speziell gewölbten Gabel die Rüben auf die Karre. Die Gabel hatte an den Spitzen Verdickungen, damit man die Rüben nicht aufspießte..

Der Bauer musste berücksichtigen, wie schwer er die Karre beladen konnte, das kam auf die jeweiligen Bodenverhältnisse an. Zum Beispiel nach einem starken Regen wurde weniger geladen, damit der Ochse oder das Pferd die schwere Karre aus dem Feld ziehen konnte.

Auch die Fahrt zum Bauernhof war vom Wetter abhängig. Die Wirtschaftswege waren reiner Naturboden und hatten zum Teil tiefe Radspuren. Da sackte die Karre auch schon mal auf einer Seite fast bis zur Achse ein. Die Rüben wurden ebenfalls in einem Erdaushub aufgeschichtet, zuerst mit Stroh, danach mit Erde bedeckt. Diese Rüben-Miete nannte man die „Rööbekull“

Die eingelagerten Futter-Rüben dienten ebenfalls als Winter-Futter für die Rinder.

Da auch die Winter der 1940/50er Jahre kalt und schneereich waren, wurde zur Freude der Kinder die Rööbekull verlängert und eine Rodelbahn angelegt. 

Erinnerung des Verfassers