Wickrath um 1930

Siedlungsentwicklung Wickrath's

Geographische Lage

Wickrath liegt am Südrand des Niederrheinischen Tieflandes, auf der Schwalm-Nette-Platte, am Südrand der Mönchengladbach-Rheindahlener Lehmebene, am Nordrand der Niederrheinischen Bucht bzw. nördlich der Jülicher Börde, am Westrand der Jackerather und am Ostrand der Erkelenzer Lößplatte, an der hier stark versumpften Niers in 55 - 75 m über NN. Der historische Ortskern liegt in 60 - 72 m über NN.

 

Straßen

Ein römerzeitlicher Verbindungsweg zur Straße Neuss - St. Odilienberg ist zu vermuten.1 Wickrath hatte keinen Anschluß an die nördlich der mittelalterlichen Ortslage vorbeiführende spätmittelalterliche Handelsstraße von Köln nach Venlo bzw. Herzogenbusch/Nimwegen.

 

Eisenbahn, Straßenbahn

  • 1852 Anschluß an die Eisenbahnlinie Aachen - Wickrath - Mönchengladbach - Düsseldorf.
  • 1905 Straßenbahn nach Rheydt,
  • 1907 nach Wickrathberg,
  • 1954 wurde die Straßenbahn durch eine O-Busstrecke abgelöst.
  • Seit 1973 bewältigen Omnibusse den Personenverkehr.
Wickrath Hauptstraße
Straßenbahn

Als 1907 die Straßenbahnverbindung von Rheydt nach Wickrathberg eröffnet wurde, feierte man das Ereignis gebührend.

Ansichtskarte vom Bahnhof Wickrath. Die Bahnverbindung Düsseldorf - Aachen wurde 1853 eröffnet.

Bahnhof damals

Bodenfunde in der Gemarkung

 
Mesolithische Siedlungsplätze liegen bei Wickrathberg entlang der Niers. Bandkeramische Siedlungen sind östlich von Wanlo, an der Straße Wanlo - Hochneukirch und südöstlich des Autobahnkreuzes Wanlo aufgedeckt worden. Südöstlich von Wanlo ist ferner eine Siedlung der Rössener Kultur nachgewiesen.
Eine bedeutender Siedlungsplatz der Michelsberger Kultur bestand südlich von Wickrathberg. Die eisenzeitlichen Siedlungsstellen beschränken sich ebenfalls auf den Bereich Wickrathberg - Wanlo. Urgeschichtliche Siedlungsspuren sind für die mittelalterliche Ortslage nicht nachweisbar. Für die Römerzeit sind einige wenige Trümmerstellen überwiegend des II./III. Jh im Bereich der mittelalterlichen Ortslage entdeckt worden. Eine römische villa rustica lag in Wickrathberg.2
 

Erste Erwähnung von Wickrath

 
Wickrath wird zum ersten Mal im Jahre 971 erwähnt (in Nomina Geographica Neerlandica) als Wickenrodero Marca. Im Jahre 1200 war der Ort Wickrath so bedeutend, daß er eine eigene Kirche bekam.
 
1363 ist die Rede von der "Burg Wickrath, mit Veste und Wohnungen, mit Gräben, Fischerei, dem Graben um die Burg, der Mühle, die Vorburg, den Wohnungen vor der Burg um die Kirchspielskirche, Mannen, Burgmauern, Leuten groß und klein."
 
Wickrath um 1930
 
Im Jahre 1436 heißt es: "Die Vestinge von Wickerode." Am 6. November 1488 verlieh Kaiser Friedrich dem "Flecken zu Wickrath Statt und Marktrecht" ferner "Zolle und Wagengelt."
 

Tore

 
1439 an der Porten zu Dalen wart = Obere Pforte, lag am heutigen Lindenplatz. 1681 Untere Pforte, auch Freiheiter Pforte und Täuffenpforte genannt, heute Straße Untertor.
 

Deutung des Ortsnamens

 
Die Entwicklung und Deutung des heutigen Ortsnamens ist unsicher. Das "rath" ist aus rode = Rodung entstanden und weist auf Rodungen hin, die in der späteren Zeit des Frankenreiches vorgenommen wurden. Der starke Bevölkerungszuwachs verlangte nach größeren Ackerflächen.
Orts- und Flurnamen mit rath, rad, rod, rott weisen darauf hin. Ortsnamen, die auf rath enden sind in der Umgebung von Wickrath häufig. Es seien nur einige genannt: Mennrath, Hilderath, Herrath, Beckrath, Venrath, Sasserath, Güdderath.
Ob die Silbe "Wick" von dem niederdeutschen "Wick" = Sumpf oder von einem Eigennamen herrührt, ist nicht mehr festzustellen. Nach der ersten Erklärung würde Wickrath "Rodung im Sumpf" bedeuten. Diese Auslegung paßt zum Charakter der Gegend. Noch heute gibt es Restsumpfgebiete zwischen Wickrath und Wickrathberg und zwischen Wickrath und Odenkirchen.3
 

Grund- und Gerichtsherrschaft

 
Grundherr im Flecken Wickrath war seit dem Mittelalter der Herr von Wickrath als Burgherr; zur Burg gehörte der Hof Buschhusen (1322, Arch W Isny 1) heute Buscherhof zwischen Wickrath und Beckrath, etwa 1 km von der mittelalterlichen Ortslage enfernt. Die Gerichtsherrschaft (Hoch- und Niedergericht) im Flecken Wickrath besaß der Herr von Wickrath (III 1 Grundherrschaft; I 4 zu 1338) zugleich Verlagerung der Gerichtsstätte unter die Linden in der Ortslage Wickrath.
 

Gemeinde, Bürgermeister, Rat

 
Bürgermeisteramt
 
Ein Bürgermeister ist für den Flecken Wickrath erst seit dem XVII. Jh belegt, und zwar mit folgenden Aufgaben: Überwachen und Einhaltung der herrschaftlichen Verordnungen, Brandleitung, Überwachung der Schornsteine und Brunnen (Arch W Isny Akt 10/2 u.10/3). Gelegentlich war er auch Steuereinnehmer und Sprecher der Ortsbewohner. Beim Landgeding (III 1) schlug der scheidende Bürgermeister seinen Nachfolger vor. Über die Länge der Amtsdauer entschied der Herr von Wickrath
 
In dem Bürgermeisteramt (das Haus mit der Uhr und der Telegrafeneinrichtung auf dem Dach) war die Verwaltung der selbständigen Gemeinde Wickrath seit 1815 untergebracht.
 

Wehrwesen

 
1532 wird die schiesbahn erwähnt (PfaW Hs 3 fol. 84r; Inventar Wickrath 109) sie lag in der Nähe der oberen Pforte (Arch W Isny Akt 62 II; II 3) 1680 werden Schützen der Wickrather Marck erwähnt (HSTAD Herrschaft W Akt 14d fol. 33r) Ende des VXIII. Jh sind die Bewohner Wickraths von der Wachtschuldigkeit (Schloßwache) befreit (III 3).
 

Stellung im Territorium

 
1488 Flecken Wickrath Hauptort der gleichnamigen reichsunmittelbaren Herrschaft (III 3).
1798 Mairie Wickrath mit den ehemals zur Herrschaft Wickrath gehörenden Dörfern Beckrath, Herrath, Wickrathberg, Wickrathhahn, Buchholz, Kanton Odenkirchen, Arrondissement Krefeld, Roer-Departement.
1816 Bürgermeisterei Wickrath, Kreis Grevenbroich, Reg.-Bez. Düsseldorf.
1975 Stadt Mönchengladbach.
Ansicht Wickrath von Norden um 1900 (4)
 
Quellen:
1) (Husmann/Trippel II, S.3f)
2) Rhein.Städteatlas IV Nr.24,bearb.von Wolfgang Löhr, 2.Aufl.,Köln/Bonn 1998
3) Husmann/Trippel
4) Abb.Wickrath (Postkarte, Sta Mönchengladbach 10/12389), Tafel 5, Bild 1