Kirche und Bestattungskultur

Kirchturm Wickrath im Abendrot

Der Tag verabschiedet sich über Wickrath, 
der heilige St. Antonius auch? 

Die Austrittszahlen von Gläubigen der katholischen Kirche haben im Jahre 2022 in Mönchengladbach, Korschenbroich und Umgebung einen neuen Höchststand erreicht.

In Wickrath verabschiedet sich Pfarrer Michael Röring zum Jahresende 2023 in den Ruhestand.

Er war gleich für sechs Pfarreien zuständig. Ein Unding!

Um es drastisch zu sagen, die katholische Kirche entleibt sich selbst!

Aus der Sicht eines heute 80zig-Jährigen, eine Entwicklung, die nicht krasser sein könnte.

Im Christentum wurde die Feuerbestattung jahrhundertelang abgelehnt. Der Grund ist im Glauben an die leibliche Auferstehung der Toten zu suchen, zu der sich das Christentum im Glaubensbekenntnis bekennt. Die christliche Praxis der Erdbestattung orientierte sich an der Grablegung Jesu Christi.
Erst am 5. Juli 1963 erlaubte das Heilige Offizium die Feuerbestattung für Katholiken.

Nach Kirchenrecht sind die Gläubigen am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen zur Teilnahme an der Eucharistie verpflichtet. Wer diese Pflicht absichtlich versäumt, begeht – so sagt es der Katechismus der Katholischen Kirche – eine schwere Sünde. 18.05.2017

Kirche und Friedhof Wickrath Alt
Foto Josef Sieg 

 

Als dieses Bild entstand glaubten die Menschen an Sinn und Richtung des katholischen Lebens. Alles hatte seine Ordnung. Der Friedhof in Wickrath lag hinter der Kirche. 
Es war eine Einheit - Leben und Tod in einem. Glauben war selbstverständlich, der versündigte sich, der sich gegen die Meinung der Kirche stellte. 


Wie will sich die Kirche aus diesem Dilemma befreien, darauf gibt es leider keine Antworten. Man kann lapidar sagen, Rom lässt die Gläubigen im Regen stehen. Wir haben kein Dach mehr über dem Kopf und die Folgen sind jetzt schon verheerend!


Sonntag 10. Dezember 2023 – 2. Advent. Nach dem Wortgottesdienst ist eine Pfarrversammlung. Christoph Tenberken, Pfarreirat und Kirchenvorstand erklärt den Anwesenden der Kirchengemeinde St. Matthias Wickrath, wie es in Zukunft weiter gehen soll.

Kirche Wickrath Neu (Im Bau)
Foto Archiv W. Marx
Die neue Pfarrkirche

Architekt Franz Schüren entwarf die Pläne für den Neubau der St. Antonius Kirche in Wickrath. Am 15. August 1954 war die Grundsteinlegung. Am 23. September 1956 erfolgte die Weihe. 
1983 wurde die Kirche instand gesetzt und renoviert. Architekt dieser Arbeit war Reiner Schmidt. 

Die Wickrather Bürger mussten sich erst an die Gestaltung der modernen Architektur gewöhnen. Waren aber nach der totalen Zerstörung der Basilika glücklich, ein neues Gotteshaus zu haben. Der Priestermangel war noch nicht abzusehen. Die heiligen Messen waren gut besucht. In der Zeit vor der Corona-Krise kam eine Vertretung für unseren Pfarrer. Er stellte sich vor und sagte voll Erstaunen, so eine große Schar von Gläubigen habe ich schon lange nicht mehr gesehen.

Jetzt, wo nur noch alle 14 Tage eine heilige Messe gefeiert wird, ist der Rückgang erschreckend und noch schlimmer, wenn nur ein Wortgottesdienst gefeiert wird. Der Altersdurchschnitt der Gläubigen dürfte bei plus 70 Jahre liegen. Kinder fehlen schon lange bei den Gottesdiensten.

Die Kirche verliert ihr Gesicht. Eine Vision oder ein Aufbruch zu neuen Ufern ist nicht in Sicht. Eine Resignation macht sich breit, schlimmer noch, eine Gleichgültigkeit.

Einführung von Michael Röring
Einführung Michael Rörig
Foto Martin Otten 

Am 28. Juni 1998 fand die feierliche Einführung als Pfarrer von Wickrath im Beisein des Dechant Jansen (Wickrathhahn), der ev. Pfarrerin Dittrich und des Krankenhauspfarrers Boeker statt, der die Pfarre in der Übergangsphase seelsorgerisch betreut hatte.
kontakt 65 – juni/juli 1996

Anekdote

In der Vakanz Zeit zwischen dem Fortgang von Pfarrer Wolfgang Kirsten und dem Amtsantritt von Michael Röring an St. Antonius Wickrath, war der Krankenhauspfarrer von St. Elisabeh Rheydt, Rudolf Boeker, als Pfarrverweser eingesetzt. Er war bei den Gläubigen in Wickrath sehr beliebt, und wäre dort gerne Pfarrer geworden. Bei ihm menschelte es, und er berichtete auch schon mal vor dem Gottesdienst, wie seine Borussia gespielt hat.
Damals begann der Sonntagsgottesdienst um 9.00 Uhr. Die Messen waren immer gut besucht, auch an dem Sonntag, als Rudolf Boeker nicht erschien. Es gab ein aufgeregtes Gerenne und man telefonierte, damals noch vom Festnetz aus. Plötzlich kam Rudolf Boeker abgehetzt in die Kirche, inzwischen war schon über eine halbe Stunde vergangen. Die Leute standen spontan auf. Rudolf Boeker entschuldigte sich für seine Verspätung, es war im sichtlich peinlich! Staunend stand er vor einem vollen Gotteshaus, nicht ein einziger hatte die Kirche verlassen. Der Mann war sichtlich gerührt, und hatte Tränen in den Augen.

Abschied von Pfarrer Michael Röring

In der Festmesse, bei der er in sein Amt eingeführt wurde, sprach er von der Kirche der Zukunft, wo der Priester nicht mehr allein der Träger der Pastoral sein werde. Durch Taufe und Firmung seien alle dazu befähigt am Auftrag der Kirche mitzuwirken. Heute kann man sagen, Michael Röring hatte realistische Vorahnungen.

Als Pfarrer stellte er sich gegen den Missbrauch von kirchlichen Amtsträgern gegen Schutzbefohlene und befürwortete die Frauenweihe in der katholischen Kirche. Ab 2011 hatte sich ein pastorales „Paar“ gefunden, als Pastorin Gommel-Packbier ihren Dienst in Wickrathberg aufnahm. Es wurde eine ökumenische Basis und Gemeinsamkeit, nicht nur zwischen Michael Röring und Frau Gommel-Packbier, sondern auch zwischen evangelischen und katholischen Christen gefunden,.

Anders als seine Vorgänger im Amt setzte er auf die Eigenverantwortung seiner ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und band sie als Moderator in die Arbeit für die kirchlichen Aufgaben ein.

Prägend für seine ganze Amtszeit waren die vom Bistum forcierten Fusionsprozesse aufgrund des Priestermangels, die zunächst 2010 eine Ausweitung seines Seelsorgebezirks auf Herz Jesu Wickrathhahn, St. Mariä Himmelfahrt Wanlo und Christkönig Beckrath/Herrath mit sich brachte.

Der Zusammenschluss der Pfarren erhielt den Namen „St. Matthias“. Etwas später kamen dann die Pfarreien St. Laurentius Odenkirchen und Heilig Geist Geistenbeck dazu.

In der Festmesse, am 14. Januar 2024, um 11.00 Uhr, wurde Pfarrer Michael Röring, nach über 25jähriger Seelsorg-Tätigkeit von den Gläubigen der St. Antonius Pfarre Wickrath, verabschiedet. 

Die Feierliche Messe zu seiner Verabschiedung wurde von Pfarrer Michael Röring selbst zelebriert. Ihm assistierten Regionalvikar Ulrich Clancett und Subsidiar Heinz-Josef Biste. Den Entlassungsbrief des Bischofs von Aachen überreichte Ulrich Clancett. Danach erwähnte er, dass Pfarrer Röring in Giesekirchen weiterhin als Priester tätig sein würde.

Von vielen seiner Wegbegleiter wurde Michael Röring mit Dank und Herzlichkeit verabschiedet, dabei ging man besonders auf sein Hobby, das Wandern ein. Es wurden passende Accessoires, wie zum Beispiel Wandersocken überreicht. In der Rede von Pfarrerin Esther Gommel-Packbier wurde nicht nur über die priesterliche Zusammenarbeit gesprochen, sie verabschiedete sich von ihm dazu als einen persönlichen Freund. Ihr Geschenk für seinen Wanderrucksack waren Süßigkeiten einer bekannten Schokoladen-Marke.

Friedhöfe und Bestattungen

Nachdem der Friedhof um die Kirche in Wickrath zerstört und zu klein geworden war, fand man ein neues Areal am Dorfrand, am Untertor. Der Friedhof wird schon lange nicht mehr belegt. Im oberen Bereich gibt es noch die Begräbnisstätte von den 16 Menschen, die am 26. Februar 1945, dem Tag des schweren Bombenangriffs auf Wickrath, in der Kirche Schutz gesucht hatten, und mit ihrem Pfarrer Dr. Lohmann ums Leben gekommen sind.

Diesem Angriff fiel auch eine Grotte aus Lava – Tuff zum Opfer, die am Eingang zum Friedhof an der Pfarrkirche zur Verherrlichung Gottes erbaut war. 

Begräbnisstätte Alter Friedhof Wickrath
Begräbnisstätte Alter Friedhof Wickrath
Dr. Lohmann, Foto Archiv W .Marx 


In der Nähe gibt es noch vereinzelt Grabstätten. Im Planungsrahmen, „Wickrath soll schöner werden“, soll aus dem alten Friedhof ein Park entstehen. Der vorhandene Baumbestand kann wunderschön in eine solche Planung einbezogen werden.

Der städtische Friedhof Wickrath befindet sich am Adolf-Kempkes-Weg. Der Friedhof wurde 1975 ausgebaut und 1995 erweitert. Die 1979 gebaute Beerdigungshalle wurde 1981 eingeweiht.

Eine geräumige Totenhalle bietet Platz für die Gläubigen, um Abschied von ihren Lieben zu nehmen. In der katholischen Kirche ist es üblich, dass am Tag der Bestattung eines Verstorbenen eine Totenmesse stattfindet, die auch Requiem genannt wird. 

Auch das findet in Ermangelung von Priestern nicht mehr statt. Hier haben die Bestatter das Wort und verabschieden die Verstorbenen auf eine Weise, die die Angehörigen sich wünschen. Die meisten Bestatter sind daher auch Trauerredner.

Inzwischen sind auf den Friedhöfen alle Bestattungsarten möglich. Es gibt einige Bundesländer, in denen sogenannten Asche-Wiesen auf dem Friedhof geschaffen wurden. Hier ist es möglich die Asche anonym verstreuen zu lassen. Auf Stelen sind dann die Namen der Verstorbenen zu lesen.

Die Leichenhalle auf dem Wickrather Friedhof. Davor wurden jetzt Stelen eingesetzt, in denen zwei Urnen Platz finden. Auf der Außenwand werden dann die Namen der Verstorbenen zu lesen sein.

Die Feuerbestattung ist eine Form der Bestattung, bei der die Leiche eingeäschert wird. Eine Feuerbestattung umfasst die Einäscherung der Leiche und die anschließende Beisetzung der Asche. 

Grabeskirche St. Matthias Günhoven. An den Seiten des Innenraums sind die Urnen der Verstorbenen eingelassen. Der Kirchenraum wurde verkleinert, aber immer noch mit genügend Platz um eine hl. Messe zu feiern. Eine gute Akustik für Orgel und Gesang blieb erhalten. 

Zurück zur Pfarre St. Antonius Wickrath

Was anfangs niemand ahnen konnte, die Kirchenräume seien für die heutige Zeit zu groß. Das trifft jetzt auch für Wickrath zu. Der Plan ist, die Kirche in zwei Räume aufzuteilen.

Als Liebhaber von Orgelkmusik, wäre es bedauerlich, wenn man der schönen „Weyland-Orgel“ in Wickrath die Luft nimmt. Die Kirchen als Klangkörper Räume haben ihren je eigenen Klang. Man kann gespannt sein, wie man eine gute Akustik in den neuen Räumen schaffen bzw. erhalten will.
Die Möglichkeiten, nicht nur bei einer Renovierung oder beim Neubau einer Kirche die Akustik eines Raumes zu gestalten und positiv zu beeinflussen, werden meist unterschätzt. Mit relativ kleinen Mitteln können wesentliche akustische Verbesserungen erreicht werden. Was man auf dem Gebiet der Raumakustik erreicht, ist sehr wertvoll.

Agnus Dei, Lamm Gottes 
ist ein seit ältester Zeit im Christentum verbreitetes Symbol für Jesus Christus und seine Auferstehung. Es ist häufiger Bestandteil christlicher Kunst und ein christliches Symbol in der Heraldik.
Diese Statue hängt im Altarraum, die Figur schwebt. Dabei ist deutlich, dass die Figur einen Standsockel hat und deshalb „geerdet „werden sollte.



Das auf der Längsseite aufgehängte Kreuz ist ein Abschiedsgeschenk von Oberpfarrer Biermanns an seine Gemeinde. Es hat die Form eines Triumphkreuzes, das daran erinnert, dass Jesus am Kreuz den Tod besiegt hat. Ursprünglich hing es für alle sichtbar im Altarbogen.

Bei einer Erneuerung bzw. Änderung der Innenräume der Pfarrkirche, sollte das Kreuz seinen alten Platz zurückerhalten!

Foto Bernd Limburg

Die Entscheidung ist gefallen! Der einmalige Backsteinsaalbau St. Antonius Wickrath, mit seinen 240 Sitzplätzen, wird im wahrsten Sinne des Wortes, halbiert. Den Architekten der Neugestaltung ist zu wünschen, dass sie den heutigen Ansprüchen durch die geplante Veränderung gerecht werden.