Bongert ...

... oder Obstgarten - heute nur noch selten zu finden.
Bauernhof in Mönchengladbach-Mennrath
Bauernhof in Mönchengladbach-Mennrath

Bongert, am Niederrhein der Begriff für Hof nahe angelegte Obstgärten, die meist das gesamte bäuerliche Anwesen mit einer Hecke umschlossen. Meistens wurde dieser Hofraum als Auslauf für das Stall-Vieh genutzt. Aber auch Kälber weideten auf der Grasfläche der Obstwiese. Die hochstämmigen Obstbäume, waren klassische Obstsorten wie Süßkirschen, Pflaumen, Birnen und alte Apfelsorten, wie Sternrenette, Berlepsch, Boscop, weißer Klarapfel und Cox Orange.
Das Pflücken der hochstämmigen, zum Teil schon sehr alten Bäumen, war nicht ohne Risiko. Es kamen große Holzleitern zum Einsatz. Die nur mit zwei Personen aufgestellt werden konnten. Das Umsetzen der Leiter erforderte große Kraft und Geschick. Leider gab es oft Stürze, mit zum Teil fatalen Folgen.
Schon seit dem Mittelalter gab es eine große Vielfalt an Kulturobstsorten. Zudem wurden am Niederrhein Walnuss, Haselnuss oder Esskastanie angebaut.

Viele Bauerngehöfte hatten im Torbereich einen Walnussbaum. Der Ertrag der Baumgärten war je nach Größe vor allem zur Deckung des häuslichen Eigenbedarfs bestimmt und stellte eine heute kaum noch zu ermessende Bereicherung des täglichen Speiseplans dar. Bei guter Ernte wurde das Obst auch ab dem Hoftor verkauft. Heute gibt es vielfach Bauernläden, die auch Bioprodukte zum Verkauf anbieten.

Der Buscherhof blickt auf eine lange Geschichte zurück und wurde bereits im Jahr 1312 erwähnt. Der Hof war ein Lehen des Grafen zu Wickrath und abgabepflichtig. Die Abgaben bestanden aus den klassischen Felderzeugnissen sowie Milch und Eiern. Im Jahre 2007 wurde der erste Automat installiert, um die Kunden jederzeit mit leckeren Lebensmitteln zu versorgen. Die Automaten sind 24 Stunden und 7 Tage die Woche geöffnet. www.buscherhof.de 

Zur Anlage des Mewes-Hof (erbaut 1732) in Buchholz, gehört dieser schöne Bongert, wo der Eigentümer mit großer Sorgfalt die Bäume selbst beschneidet, gibt es jedes Jahr eine schöne Blütenpracht und zur Sommerzeit eine reichliche Obsternte. Auf der gegenüber liegenden Seite findet man den Bauernhof Gerards, ebenfalls mit einem Bongert und hochstämmigen Obstbäumen. Diese scheinen Natur belassen. Man findet beide Gärten von Wickrath kommend hinter Essers-Plätzchen-Cafè und fährt durch „de Kall“ auf der Laurentiusstraße (früher eine sicht- und spürbare Rinne, wenn man die Straße mit dem Auto passierte). 

Obstgarten gegenüber dem Finkenberger Hof in Mönchengladbach-Wickrathberg
Der Finkenberger Hof gilt als eines der ältesten Gebäude in Mönchengladbach – er wurde im Jahre 1475 erstmals urkundlich erwähnt. 
Jörg Engels betreibt den Finkenberger Hof als landwirtschaftlichen Betrieb in der 5. Generation. Der Landwirt hat sich mittlerweile auf Ackerbau und hauptsächlich auf Kartoffeln spezialisiert. 
Seit 2020 ist der Anbau um Möhren erweitert worden, 2021 um Zwiebeln. So wird der Finkenberger Hof mit seinem Hofladen, und dem Hofautomaten bewirtschaftet. Mittlerweile lebt auch die 6. Generation auf dem Hof. www.finkenberger-hof.de 

Der Thomeshof in Wegberg ist ein Familienbetrieb und kann auf eine 400-jährige Geschichte zurückblicken. Er bietet nicht nur selbst gezogene Produkte, sondern auch Eier von freilaufenden Hühnern an. Dazu ein Automat mit Hühnerfutter, sicher zum Gaudi der Kinder. Denn schon mit dem Rascheln der Tüten kommen die Hühner in Scharen an den Zaun. Große Holzbänke bieten Platz zum Verweilen und eine Kaffeemaschine zur Selbstbedienung dient zum Wohl der Gäste. 
https://niederrhein.wochenmarkt24.de/thomeshof

Auf Openstreetmap gibt es eine Karte der Hofläden und Hofautomaten 

In manchen Dörfern hat man die alten Bongerte belassen. So bilden die Streuobstwiesen wichtige Kleinbiotope und somit einen Rückzugsort für diverse geschützte Tier- und Pflanzenarten. 

Teilweise kann man demnach nur noch von Relikten der ehemaligen Bongerte sprechen. Wie Obstbäume und Haushecken gehören die Bongerte traditioneller Weise zu jedem älteren niederrheinischen Gehöft und bestimmen entscheidend die Eigenart des Landschaftsbildes. Besonders im Frühjahr entfalten die in Blüte stehenden und oft knorrig gewachsenen Gehölze ihre wunderschöne landschaftliche Wirkung. Die Landespflege ist daher stark bemüht überalterte Bestände zu ergänzen und verschwundene Obstsorten wieder zu begründen.

Eine Streuobstwiese bietet Platz für tausende verschiedenen Lebewesen und trägt damit zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei. Je nach Standort und Pflegezustand der Obstwiese können sich bis zu 5000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten in diesem Lebensraum ansiedeln. Mit der Anlage von vielfältigen Strukturelementen für Nützlinge, wie Stein- und Totholzhaufen, Teichen und Hecken, kann man die Artenvielfalt auf der Streuobstwiese zusätzlich fördern.
Siehe www.bund-sh.de

Ein vorbildliches Biotop, das durch den Stopp des Braunkohleabbaus von RWE erhalten blieb – ein Graureiher war leider Bild scheu und lies sich nicht einfangen.

Fotos: Werner Marx

Dieser Artikel wurde aktualisiert am: Donnerstag, 25 April 2024