Die Straßenbahn in Wickrath

... aus heutiger Sicht eine Idylle.
Bis zur Zerstörung der historischen Ortsmitte fuhr eine Straßenbahn durch Wickrath und endete im Ortsteil Wickrathberg
Die Geschichte der Straßenbahn Gladbach und Rheydt beginnt 1881 mit einer Verbindung von Gladbach nach Rheydt durch eine Pferdebahn. Damals wurden die Wagen auf den verlegten Schienen von Pferden gezogen. Auch kann sich heute keiner mehr vorstellen, dass, die Pferdebahn bis nach Wickrathberg lief. Den gesicherten Nachweis erhielten die Enkel von ihrem Großvater, dem Metzgermeister Gabriel Kieven. Sein Haus stand direkt an der Trasse, Beckrather Straße, das dem Bombenangriff 1945 zum Opfer fiel.
Der Metzgermeister Gabriel Kieven vor seinem Haus
Marktplatz mit Straßenbahn um 1920
Der Metzgermeister Gabriel Kieven vor seinem Haus, es war äußerste Vorsicht geboten, wenn die Pferde/Straßenbahn vorbei kam. Foto: Kieven Zeichnung: Marktplatz aus der Sicht des Betrachters um 1920.
Zu Beginn der Straßenbahnzeit waren Dörfer und Städte aus heutiger Sicht nicht geeignet, Schienen zu verlegen. Aber man wollte beweglicher sein und einen Personenbeförderung von A nach B einrichten. Eine gute Entscheidung, man war bereit in eine neue Zeit zu starten. Das die totale Zerstörung Deutschlands eine andere Städteplanung entstehen ließ, war damals nicht denkbar.
Wickrath wurde durch die Rheydter Stadtbetriebe versorgt. Aber schon ab 1900 wurde die damalige Streckenführung elektrifiziert. 

Stadtwerke Mönchengladbach 1936–1969

Nach der Trennung 1936 von Rheydt hatte die Straßenbahn im damaligen München Gladbach (die Schreibweise Mönchengladbach ist erst seit 1960 amtlich) gegenüber der in Rheydt den Vorteil, ein recht gut ausgebautes Netz mit zahlreichen zweigleisigen Abschnitten sowie einen modernen Wagenpark zu besitzen.
 
Am 1. September 1929 wurde die Stadt Rheydt mit der Stadt München-Gladbach zur Stadt Gladbach-Rheydt vereint. Am selben Tag fand auch die Vereinigung der beiden Straßenbahnbetriebe zur Städtischen Straßenbahn Gladbach-Rheydt statt. Gleichzeitig erhielt auch das Streckennetz eine einheitliche neue Nummerierung.
 
Bis 1929 und von 1933 bis 1974 war Rheydt eine eigenständige Stadt. Zum 1. Januar 1975 wurde die Stadt Rheydt, somit auch Wickrath, im Zuge der Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen, zur heutigen Stadt Mönchengladbach vereinigt. 
 
Eine kleine Geschichte zum Namens-Hickhack bis zum heutigen “Mönchengladbach“. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hieß die Stadt Gladbach, auch heute noch im Volksmund Munneke Glebbek. Im Jahr 1888 erhielt die Stadt den Namen München-Gladbach und verkürzte den Namen in M.Gladbach. Bis 1950 wurde die Schreibweise M.Gladbach beibehalten, die Aussprache aber in Mönchen Gladbach geändert, um Verwechslungen mit München zu vermeiden. Am 11. Oktober 1960 wurde die heute noch gebräuchliche Form Mönchengladbach eingefügt.
 
1943 wurde trotz kriegsbedingter Unterbrechungen mit über 42 000 beförderten Personen der absolute Höchststand in München Gladbach erzielt. Am 10. und 19. September 1944 zerstörten Luftangriffe weite Teile des Straßenbahnnetzes und der Verkehr musste eingestellt werden. Erst am 13. August 1945 konnte der Personenverkehr wieder aufgenommen werden. Der Straßenbahnverkehr lief, so ein Zeitzeuge, ab 1946 auch wieder in Wickrath. 
Die letzte Strecke der zuletzt durch die Stadtwerke Mönchengladbach betriebenen Straßenbahn wurde 1969 eingestellt, die Rheydter Bahn beendete ihren Betrieb bereits zehn Jahre früher. 
Obere Hindenburgstraße, das Ende der Mönchengladbacher Straßenbahn.
Danach wurden die vorhandenen Oberleitungen für den O-Busverkehr genutzt, der auch bis Wickrath durchgeführt wurde.

Ab 1969 übernahm der Omnibus schließlich alle Straßenbahnlinien. 
 
 
 Foto: Dieter Vogt, Slg. W.R. Reimann

Triebwagen 26 war der erste Großraumwagen für die Straßenbahn Mönchengladbach und wurde am 19. April 1957 offiziell in Dienst gestellt. Hier steht er – fabrikneu – auf dem Betriebshofgelände an der Hindenburgstraße. 


Die Geschichte von Triebwagen 26


Noch Mitte der 1950er-Jahre beschlossen die Mönchengladbacher Stadtwerke, moderne Großraum- und Gelenktriebwagen anzuschaffen, um den Wagenpark zu modernisieren. Als erstes Fahrzeug dieser neuen Generation, wurde der vierachsige Triebwagen (Tw) 26 im April 1957 vom Hersteller Düwag aus Düsseldorf ausgeliefert. Ihm folgten fünf baugleiche Fahrzeuge. Als Anfang 1960 absehbar war, dass die Straßenbahn in Mönchengladbach/Rheydt keine Zukunft mehr haben würde, suchte man nach Käufern für die fast neuwertigen Fahrzeuge. Man kam mit Aachen ins Geschäft, wohin der Triebwagen 26 im Oktober 1968 überführt wurde.


Rückkehr in die Heimat


Durch einen glücklichen Zufall erfuhr der Wahl-Mönchengladbacher Axel Ladleif von dem Tr 26 am Standort Aachen. In einer Gemeinschaftsaktion – unterstützt durch die NEW und EWMG – gelang es, dieses Stück Mönchengladbacher Verkehrsgeschichte wieder in die alte Heimatstadt zurückzuholen.

Nach einer längeren Vorplanung war es am 8. September 2014 soweit. Ein Tieflader brachte nach 46 Jahren den Triebwagen 26 von Aachen nach Mönchengladbach zurück. Die Aufarbeitung in Mönchengladbacher Farbgebung Creme mit blauen Zierstreifen wurde Ende 2023 beendet Die Öffentlichkeit wird Anfang des Jahres Gelegenheit haben, den Triebwagen an seinem neuen Standort zu bewundern.
 
 Foto: Verein Tw 26 e.V.
Triebwagen 26 bei seiner Anlieferung in Mönchengladbach am 30. November 2023. 
Bilder und Textvorlage mit freundlicher Genehmigung von Axel Ladleif
Vorstand Projekt Straßenbahn Tw 26 e.V.