Geschichte der freiwilligen Feuerwehr Wickrath

Brandbekämpfung im Mittelalter

Die Römer waren im Kampf gegen das Feuer ihrer Zeit weit voraus. Erst als im europäischen Mittelalter die Städte wuchsen und die Gefahr von Stadtbränden sichtlich zunahm, wandten sich die Menschen verstärkt dem Brandschutz zu. Diese Bemühungen kann man nicht mit der heutigen Feuerwehr vergleichen.
Viele mittelalterliche Städte erließen Feuerlöschordnungen. Darin wurde geregelt, wie sich die Bürger im Brandfall verhalten müssen und welche Bauweisen zulässig waren. Dazu mussten die wichtigen Handwerksvereinigungen – die Zünfte und Gilden – Löscheimer und anderes Material zur Verfügung stellen. Zu der Zeit gab es den Nachtwächter, Türmer genannt, die von Kirchtürmen, Feuer unverzüglich meldeten. 

Alte Feuerspritze Herrath

Alte Feuerspritze aus Herrath

Die technische Ausrüstung der Brandschützer war eher dürftig. Das einzige Löschmittel, Wasser, wurde mit Ledereimern zum Brandort transportiert. Einfache Feuerspritzen waren bereits im 15. Jahrhundert in Gebrauch.

Die leistungsfähigere Feuerspritze mit Kolbenpumpe, wie sie schon die Römer kannten, musste 1655 zum zweiten Mal erfunden werden.
Eine Gründungswelle freiwilliger Feuerwehren folgte nach der deutschen Revolution 1848/49. Das deutsche Bürgertum hatte die Brandbekämpfung in die eigene Hand genommen. 

Teufenweiher
Der Teufenweiher – verborgen  hinter der Bebauung an der Beckrather Straße

Vor der Zeit einer Feuerwehr in Wickrath gab es einen Teufenweiher am Rande der Niers, rechts neben der Schaumburggasse, auch heute noch vorhanden. Der Weiher wurde Teufe genannt, als in Wickrath noch Mennoniten wohnten, die dort getauft wurden. Außerdem wurde dort die Wäsche gewaschen und auf die Bleiche gelegt. Wenn ein Feuer ausbrach, wurde eine Löschkette gebildet, und Männer, sicher auch Frauen, löschten den Brand mit Ledereimern. Auf dem Standort des Hotel Frambach gab es einen zweiten Weiher. Beide Gewässer wurden durch den Mortersmühlenbach gespeist und als Überlauf floss das Wasser in die Niers.

Im Jahre 1880 – Gründung der freiwilligen Feuerwehr in Wickrath

Im Jahre 1880 wurde unter Bürgermeister Naegele das Fundament der Freiwilligen Feuerwehr Wickrath gelegt. Die ersten Mitglieder des Vorstandes waren der Kaufmann Hermann Kempken, erster Chef, Schmiedemeister Hugo Schale zweiter Chef, Fabrikant Karl Nacken, Steigerführer, Stellmacher Andreas Dahmen, Spritzenführer, Schreinermeister Friedhelm Elsenbroich, Gerätewart, Färbereibesitzer Johann Ringelberg, Kufenführer. Die Mitgliederzahl betrug damals 60 Personen. Durch Stiftungen erhielt die Wehr die notwendige Ausrüstung und Bekleidung. Als behelfsmäßiges Gerätehaus diente ein Teil der vom Wirt „Alex Häuser“ zur Verfügung gestellten Scheune.

Gaststätte Franz Klersky
Die hier abgebildete Gaststätte „Franz Klersy“ hatte Alex Häuser gebaut. In seiner Zeit gehörte noch eine Scheune zu seinem Anwesen, wo die ersten Feuerwehrgeräte ihren Platz fanden.

Als Gegenstück zu Abels, auch gegenüber Schloss und Alleen, auf der anderen Ecke der Trompeterallee hatte um 1851 Alex Häuser sein Restaurant mit schönem Garten gebaut. Franz Klersy, von der Lahn stammend und Schwager des Sattelmeisters Rother, hat es später übernommen und zu einem beliebten Bürgerlokal gestaltet. Im Garten fanden sonntags auch gut besuchte Konzerte statt. Im Februar 1945 wurde die ganze Straßenzeile durch Bomben zerstört. 

Im Jahre 1889 verstarb der verdiente Erste Chef Hermann Kempken. Danach wechselten auf dieser Position die Chefs in kurzer Folge. Im Jahre 1897 war niemand mehr bereit die Wehr zu führen. Der damalige Bürgermeister Kloeters (1884 - 1919) sah sich gezwungen der Provinzial Feuer-Versicherung mitzuteilen, dass die Feuerwehr Wickrath ihre Tätigkeit eingestellt habe.

Es ist Bürgermeister Kloeters zu verdanken, dass die Wehr neu gegründet wurde. Der Neuanfang war schwer. Erst mit der Wahl von Leonhard Kuhlen als ersten, und Jakob Croon als zweiten Chef, konnte die Wehr im Jahre 1903 wieder stabilisiert werde.

Feuerwehr im Jahre 1906
Feuerwehr im Jahre 1906

Der erste Weltkrieg 1914/18 ging an der Freiwilligen Feuerwehr nicht spurlos vorbei. Der zur Geselligkeit gegründete Chor und die Musikabteilung mussten aufgelöst werden, da viele Wehrleute zum Militär einrückten und einige nicht heimkehrten. Aber bald nach Kriegsende begann wieder eine rege Tätigkeit. 

Das Feuerwehr- und Gerätehaus und 1937 Übung der Feuerwehr am „Wolkenkratzer“ 

Im Jahre 1927 konnte zur Freude der Wehr auf der Roßweide das Feuerwehr-Geräte- und Übungshaus mit einem großen Steigerturm eingeweiht werden. Nun setzte auch die Modernisierung der Feuerwehr ein. 

Unter dem ersten Chef Lehrer Hobitz kam 1934 die erste Motorspritze und 1935 der erste motorisierte Gerätewagen zum Einsatz. Im Jahre 1937 bekam die Wehr, unter dem damaligen Bürgermeister Dißmann, ihren Leiterwagen DL 17 feierlich übergeben. 

1939 wurde Hans Bähren der Chef der Feuerwehr
links, Hans Bähren, der während des zweiten Weltkrieges junge Männer, fast noch Kinder, für den Feuerwehr-Dienst heranbilden musste.
links, Hans Bähren, der während des zweiten Weltkrieges junge Männer, fast noch Kinder, für den Feuerwehr-Dienst heranbilden musste.

In seine Zeit fiel der Zweite Weltkrieg. Da viele Kameraden eingezogen wurden und an die Front mussten, wurden ständig junge Männer in die Wehr eingegliedert.

Im Jahre 1950 kamen auch die Wehrführer Hans Bähren, Josef Frentzen und Ludwig Hogen wieder aktiv zu den Kameraden.

Im Jahre 1951 traf ein neuer Magirus Leiterwagen DL 17 in Wickrath ein. 1957 folgte der Mercedes Tankwagen TLF 16, und die Wickrather Wehr entwickelte sich zu einer großen Blütezeit, die ihr bald den Ruf der besten Feuerwehr des Kreises Grevenbroich einbrachte. 

 

Werksfeuerwehr der Lederwerke
Werksfeuerwehr der Lederwerke

Im Jahre 1952 feierten die Wehrleute des Kreises Grevenbroich in Wickrath das Kreisfeuerwehrfest, 1953 wurde die neue Fahne eingeweiht, 1955 beging man das 75jährige Jubelfest im Saale Abels. 1957 waren die Wehrmänner mit den Brandmeistern Heinz Mirbach und Friedhelm Pieper Kreisbeste beim Schnelligkeits-Wettbewerb des Kreises Grevenbroich.

Die Zahl der Aktiven wurde durch die Übernahme der Werksfeuerwehr der Wickrather Lederwerke erhöht und die Ausrüstung wurde kontinuierlich verbessert.

1953  die Feuerwehr Wickrath bei der Einweihung des Soldatenfriedhofes
1953  die Feuerwehr Wickrath bei der Einweihung des Soldatenfriedhofes

Der Ehrenfriedhof befindet sich am Adolf-Kempkes-Weg in Anbindung an den städtischen Friedhof Wickrath. Auf dieser Kriegsgräberstätte ruhen 318 deutsche Kriegstote. In dieser Zahl sind die 226 Kriegstote aus dem Kriegsgefangenenlager in Wickrathberg enthalten. Sie haben auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden.

1957 Pokal des Kreisfeuerwehrverbandes Grevenbroich
1957 Pokal des Kreisfeuerwehrverbandes Grevenbroich
Empfang der Freiwilligen Feuerwehr Wickrath 1967 auf Schloss Dyck, durch die Fürstin zu Salm-Reifferscheidt.
Empfang der Freiwilligen Feuerwehr Wickrath 1967 auf Schloss Dyck, durch die Fürstin zu Salm-Reifferscheidt.

Empfang der Freiwilligen Feuerwehr Wickrath 1967 auf Schloss Dyck, durch die Fürstin zu Salm-Reifferscheidt. Die Fürstin und Feuerwehrchef Hans Bähren hatten sichtlich Freude an der Begegnung.

Rechts: Aufstellung der Freiwilligen Feuerwehr mit Leiterwagen und Tankwagen vor Schloss Wickrath.

Aufstellung der Freiwilligen Feuerwehr mit Leiterwagen und Tankwagen vor Schloss Wickrath.

 
Da im Laufe der Zeit das alte Gerätehaus viel zu eng wurde, stellte im Jahre 1969 die Gemeinde-Verwaltung der Wickrather Feuerwehr ein Teil des Schlossgeländes mit Fahrzeug und Schulungsraum zur Verfügung. Mit der Übernahme der Gemeinde Wickrath durch die Stadt Mönchengladbach im Jahre 1975 erfolgte die Aufnahme der Wehr in den Stadt-Feuerwehr-Verband. Hier dienten die Unterkunft-Räume der Wehr einige Zeit als Rettungsstation, wurden aber 1977 wieder voll der Feuerwehr zugeteilt.

Eine Aufnahme aus dem Jahre 1973 – Vor der EUROGA 2002 hatte das Schloss einen gelben Anstrich
Eine Aufnahme aus dem Jahre 1973 – Vor der EUROGA 2002 hatte das Schloss einen gelben Anstrich

Auszug aus der Festschrift „Einhundert Jahre Freiwillige Feuerwehr Wickrath, 1880 bis 1980. Zusammengestellt mit Hilfe von Günther Bähren.