Der Vielfraß

wird auch als Gierschlund bezeichnet.

Tagebau Garzweiler
Tagebau Garzweiler

Ein Monstrum viel größeren Ausmaßes bewegt sich langsam, aber unaufhörlich auf unsere südliche Stadtgrenze zu. Ein Sicht- und Grenzwall kappt hinter dem Ortsteil Wanlo Jahrhunderte alte Wege in die umliegenden Nachbargemeinden.

Hinter dem Wall, Landschaft die verloren geht
Hinter dem Wall, Landschaft die verloren geht
Kraftwerk Frimmersdorf
Kraftwerk Frimmersdorf

Nachdem das Tagebau-Gebiet Garzweiler II verkleinert wurde und durch die Ampelkoalition, das kühne Vorhaben den Kohleabbau auf das Jahr 2030 zu begrenzen, bekannt wurde, seien plötzlich sechs Dörfer gerettet. Wahrscheinlich muss da der Glaube helfen!


Sollte das zutreffen könnte man den Waldbestand von Keyenberg und Kuckum erhalten. Das wäre kein großer Geländeverlust für Rheinbraun. Aber ein Gewinn für unsere Landschaft. Das Haupt-Quellgebiet der Niers lag vor dem Abraum in Kuckum, einem Stadtteil von Erkelenz und beim „Klocken Sprung“ in Keyenberg.


Diese und auch andere Quellen sind heute durch den Braunkohle Tagebau Garzweiler versiegt. Im Oberlauf liegt die Niers zumeist trocken, erst in der Nähe des Keyenberger Sportplatzes gibt es durch die „Köhm“ einen kleinen Zufluss. Durch das ständige Einfließen des Sümpfungswassers von Rheinbraun erhält die Niers ihren „Fluss“ (eine konstante Fließgeschwindigkeit). Offiziell liegt die Quelle der Niers heute auf dem Golfplatz von Gut Wildenrath in Wanlo.


Braunkohle – Fluch oder Segen?

Kein anderer Eingriff in Natur und Landschaft ist mit solch weit reichenden Folgen verbunden.
Mit einer Jahresförderung von 90,45 Millionen Tonnen (2016) ist das Rheinland das bedeutendste deutsche Braunkohlen-Abbaugebiet. Fast 55 Prozent der Braunkohlen- Förderung der vier Reviere entfällt darauf.
Dieser Raubbau an unsere natürlichen Lebensgrundlagen erklärt die Motivation des bis heute andauernden Widerstandes des BUND gegen die Braunkohlentagebaue im Rheinland.


Durch den Abbau von Garzweiler I gingen in Jahrtausenden Jahren gewachsene riesige, Natur und Landschaftsgebiete verloren. Dazu verschwanden idyllische Dörfer mit ihren engen Gassen und Dorfplätzen. Die nach heutigem Standard auf dem Reißbrett entworfenen Dörfern fehlt der Flair vergangener Zeiten. Neben dem Verlust der fruchtbaren Ackerböden wurde zudem tiefgreifend in den Grundwasserhaushalt eingegriffen. Quellen verlagerten sich, Flüsse trockneten aus oder wurden komplett abgegraben. Nach Auffassung des BUND sind die gravierenden Eingriffe in Natur und Landschaft nicht ausgleichbar. 


Auch wenn die abgetragene Erde für Neulandböden zur Rekultivierung verwendet werden, kann die natürliche Bodenvielfalt nicht mehr erreicht werden.

Auch der Verlust an Waldflächen ist nicht ausgleichbar. Das Ziel, standortgerechte Wälder zu entwickeln, ist ein Experiment, dessen Ergebnis erst die Zeit zeigen wird. Bei Neuanpflanzungen werden bisher vorwiegend Eichen und Buchen gesetzt.

Die beiden Bilder vermittelt den Eindruck einer intakten Niederrhein-Landschaft unterhalb von Wanlo, dem südlichsten Stadtteil von Mönchengladbach. Aber schon hier wird die Niers durch Sümpfungswasser gespeist.
Welchen Schaden auch dieser Idylle durch den Abbau der Braunkohle in den kommenden Jahrzehnten zugefügt wird, kann man heute nicht vorher sehen.

Text und Fotos: Werner Marx